Was hilft wirklich?
Viele Segler leiden zumindest zu Beginn eines Törns oder bei schlechtem Wetter unter der Seekrankheit. Viel ist und wird dazu geschrieben oder gesagt; von Studienergebnissen aus Forschung und Medizin bis hin zu Geheimtipps oder Wundermitteln reicht die Palette. Nun möchte ich – der ich fast nie seekrank bin aus der Sicht des Arztes, Seglers und Skippers, dessen Crew regelmäßig oder fast immer seasick wird, etwas schreiben. Ursachen: gewiss spielen psychische Faktoren eine gewisse Rolle, man sollte die aber nicht überbewerten, selbst Tiere (z.B. unser Hund) und Babies und Kleinkinder werden sesekrank. In der Hauptsache beruht das Übel auf einer Irritation des Gleichgewichtsorgans und der nachgeschalteten Zentren im Hirnstamm. Verlauf: Es beginnt fast immer mit Müdigkeit. Die Betroffenen werden still, schweigsam, ruhig, gähnen oft und schlafen auch oft ein. Dann kommt eine unaufhaltsame Übelkeit und ein schwallartiges Erbrechen. Meist geht es kurzzeitig danach besser. Hinzu kommt ein Schwächegefühl und Gleichgewichtsstörungen, tw verbunden mit einer Apathie und Gleichgültikeit gegenüber allem bis zur kompletten Handlungsunfähigkeit und ein Frieren mit Kältegefühl bis hin zum Schüttelfrost. Dieser Zustand kann Tage anhalten. Bei den meisten bessert sich der Zustand nach ein bis zwei Tagen, manche leiden eine Woche und ganz selten kann es zum Dauerzustand werden. So schnell wie es kommt kann es auch vorbei sein. Und bei wiederholten Törns wird der Zeitraum der Seekrankheit kürzer. Behandlung: Es gibt eine Vielzahl von Mitteln und Methoden, doch keine, die bei allen wirkt oder verträglich ist. Grundsätzlich gilt: wer heilt hat recht , daher möchte ich keine Wertung vornehmen. Aber es gibt nach meiner Erfahrung wirksame und weniger wirksame Mittel. Akupunktur und Akupressur (inclusive der Armbänder) helfen m E nicht oder minimal Ingwer müßte in sehr großen Mengen eingenommen werden und hilft wenig Vomex, Vergentan etc also Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen helfen, machen aber sehr müde und verursachen Konzentrationsstörungen, zumindest bei wiederholter Einnahme oder höherer Dosierung. Das gleiche gilt für Mezlocin (Agyrax), das aber niedrig dosiert besser verträglich ist. Scopolamin / Scopoderm Pflaster wirken gut aber verursachen Seestörungen mit Verlust der Akkomodation (Scharfsehen). Cinnarizin (mit der Einnahme einen Tag vor dem Törn beginnen) macht nicht müde und hilft bei ca 50% der Betroffenen. Meine persönliche Empfehlung ist die Behandlung mit Cinnarizin, ggf kombiniert mit Buscopan (einem Verwandten des Scopolamins) oder auch im Akutfall Buscopan allein. Und in harten Fällen Vergentan. Sofern keine Karten oder Plotterdaten gelesen werden müssen oder bei besserer Verträglichkeit das Scopoderm Pflaster nehmen. Wie gesagt, jeder reagiert anders, daher ausprobieren oder wie die Schweizer sagen:pröbeln.