Sturmsaison

Nordwindgeschaukel

Vor dem Karneval im Rheinland geflüchtet. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder man ist voll drin oder man haut ganz ab. Ich habe die zweite Variante gewählt. Es gibt viel nachzudenken, zu entscheiden und zu planen. Daher bin ich mal ohne Kids in die Einsiedelei gegangen. Sozusagen Einhand-Schiffsbewohner. Einige Dinge müssen repariert und geordnet werden; der Watermaker hat eine neue Dichtung der MCU, die noch nicht eingebaut ist und andere Kleinigkeiten. In Ruhe will ich mal die Betriebsanleitungen der diversen Geräte, die wir im letzten Jahr angeschafft haben, studieren. Aber auch die Atmosphäre im Schiff erleben: wie es knarrt und schaukelt und der Wind in den Wanten singt und die Wellen an die Bordwand klopfen in die Stille hinein, die da ist wenn man allein an Bord ist. Hin und wieder ein Regenschauer, ein Trommelwirbel auf dem Deck. Bei 11 Grad werden die Finger rasch steif vor Kälte, dann mache ich doch die Dieselheizung an, damit das Tippen auf der Tastatur noch geht; zuhause lebt man bei 22-23 Grad, hier empfindet man es bei 18 Grad schon als warm. Man kann sich an fast alles gewöhnen. So sitze ich hier, unrasiert, noch nicht geduscht, denke nach ob ich wenigstens die Zähne putze oder erst noch einen Kaffee trinke und beobachte, wie die Zeit vergeht. Es ist nicht langweilig. Ein Schiff ist nie langweilig.